Weihnachtsgeschichten

 

 

Warten auf die Weihnacht

 

 

 

In einer großen Stadt, mitten auf dem Marktplatz steht ein imposantes Denkmal auf einem steinernen Sockel. Ein wunderbar anzuschauendes Pferd auf den Hinterbeinen mit einem stolzen,

wahrscheinlich für diese Stadt sehr wichtigen Reitersmann darauf, welcher sein Kurzschwert mit langem Arm gen Himmel streckt, zeigt eine historische Szene, die für alle Zeiten wie festgefroren in einen blauen Lichtkegel getaucht ist.

 

Auf dem Sockel des Denkmals, ganz klein und nicht bemerkt, sitzt eine Stadttaube, der diese Statue sehr vertraut scheint und die, ich möchte es mal so sagen, in einer Art Wartestellung verharrend, die Szenerie so gut wie kaum belebt.

 

Soweit so gut. Glockengeläut hört man aus dem nahestehenden Kirchturm und weihnachtliches Orgelspiel aus dem beleuchteten Kirchenschiff. Da kommen auch schon die ersten Menschen, Männlein und Weiblein, aus dem Gotteshaus heraus, gehen ihre Wege oder bleiben stehen und wünschen sich Frohe Weihnachten. Die Stadttaube am Denkmalsockel bemerkt aber keiner. Die Taube stört´s auch nicht weiter. Sie steht mal auf dem linken Beinchen, dann wieder auf dem rechten Beinchen und, ich möchte mal sagen,... sie wartet still und leise, ja fast ein wenig heilig anmutend. Inzwischen fängt es ein klein wenig an zu schneien. Die Schneeflocken tanzen durch die Luft und die Taube vergräbt zum Schutz ihr Köpfchen in ihr warmes Gefieder.

 

Da kommt auch noch der Pastor mit seinem wehenden Talar als Letzter aus der Sakristei und eilt ins Pfarrhaus, wo schon das Licht einladend brennt. Er freut sich wahrscheinlich schon auf ein Glas Wein und Gebäck von seiner Haushälterin. Auch er bemerkt die Stadttaube nicht. Die Taube stört´ s nicht. Sie hält unbeweglich ihre Stellung, wie ein Wachsoldat auf seinem Posten und wartet still und leise, ja fast ein wenig heilig anmutend.

 

 

 

Ein Liebespaar kommt noch vorbei, küsst sich vor dem Reitersmann und der kleinen Stadttaube und verschwindet wieder. Die Taube stört´ s nicht weiter und sie selbst wirkt wie ein Stück aus gemeißeltem Stein.

 

 

 

Dann jedoch ändert sich die Szenerie. Von fern nähert sich ein Mensch, den die Taube zu kennen scheint. Eine ältere Dame mit Hut und Halstuch und in einen warmen Mantel gehüllt ist´ s, die sich dem Denkmal nähert. Die Taube erwacht aus ihrer Starre, beginnt sich zu bewegen, flattert mit den Flügeln und fängt an auf der Stelle mit ihren Stelzen zu tippeln. Dabei ertönt ein lautes Guru. Man könnte glauben, ihr Warten habe der Dame gegolten, die immer näher kommt.

 

Und schließlich ... eine warme Hand gleitet in die Manteltasche und schon beim Herausziehen, fallen ein paar leckere Körner auf den weiß gepuderten Gehweg. Dann öffnet sich die Hand und siehe da, die Stadttaube setzt zum Flug an, flattert in Richtung der Dame und setzt sich zwecks Weihnachtsschmaus auf die ausgestreckten Finger. Die Dame fängt an zu lächeln und das kleine Taubengeschöpf pickt fleißig ein Körnchen nach dem anderen aus der alten und gütigen Hand auf. "Frohe Weihnachten" sagt die alte Dame und ihr Herz ist weihnachtlich gestimmt.

 

Und so wird an diesem Weihnachtsabend aus der Schenkenden eine Beschenkte und ... ein bisschen ist der Himmel auf die Erde gekommen an diesem altehrwürdigen Denkmal mitten in der Stadt.

 

 

 

A.G. 2019

Bild von Mehmet A. auf Pixabay

 

 

Eine wahre Tauben - Weihnachtsgeschichte

In jener Nacht als Maria den kleinen Jesus in Bethlehem zur Welt brachte, waren nicht nur der Ochs und der Esel im Stall, sondern auch ein Tauben-pärchen, das oben im Gebälk saß und so Zeuge der Geburt wurde.

So wie für die hochschwangere Maria und ihren Mann Josef kein Platz in der Herberge war, so fanden auch die beiden Tauben, weil sie niemand mochte, keine bessere Bleibe als den vergammelten alten Stall mit der Krippe. Von oben konnten die beiden alles genau beobachten. Da war kein Gurren oder Flattern - beide waren mucksmäuschen still, immer darauf bedacht, das kleine Kind in der Krippe nicht zu erschrecken.

Da kamen Männer zur Krippe, mit wunderschönen Gewändern, smaragdgrün und violett glänzend. Alle drei huldigten dem Kind. Die Taubenmutter flüsterte ihrem Taubenmann zu: “ Oh, was für schöne Kleider doch diese Menschen besitzen. Ihr Schimmer ist so entzückend wie das Lächeln des Kindes in der Krippe. Ach, hätten wir doch diesen Schimmer auch auf unserm Federkleid. Wir würden uns dann immer an diese Nacht und das liebliche Kind erinnern.” Und obwohl Jesus noch so klein war, konnte er die Bitte der Taube mit seinem Herzen verstehen. Und weil er aus dem Hause Davids der Höchste genannt wurde und ihm als Sohn Gottes  nichts unmöglich war, lies er den Wunsch der Taubenfrau Wirklichkeit werden.

Seit jener Nacht tragen alle Tauben einen wundersam grün-violett schimmernden Halsschmuck in ihrem Federkleid, der uns auch heute noch an die Geburt des kleinen Jesus erinnern soll.

Andreas Goldschmidt ( Dez. 2009 )

 


...trotzdem eine Weihnachtsgeschicht
e

Noah saß mit seiner Frau Haikal, seinen Söhnen, Sem, Ham und Jafet und
deren Frauen am Tisch beim Abendessen auf seiner Arche. Die Tiere befanden sich in den unteren Decks. Der Himmel hatte gewaltig seine Schleusen geöffnet.

Schon ein halbes Jahr dauerte die Sintflut an und es war immer noch kein Land in Sicht. Voller Sorgen beriet er sich mit seiner Familie was man tun könne um festzustellen, ob Hoffnung auf baldige Rettung besteht. Sein Sohn Ham sagte: „Vater, wir sollten ein großes Tier, welches den mächtigen Wellen und Stürmen widerstehen kann, losschicken um nachzuschauen ob Land in Sicht ist.“ „Ja Vater“, erwiderte Sem. “Es muss ein furchtloses Tier sein, das keinen Schrecken kennt und selbst angsteinflößend sein sollte.“

Jafet hörte gespannt zu und nickte zustimmend bevor es aus ihm herausbrach: „Ja, ein unerschrockenes, riesiges, unverletzbares und raues Tier soll es sein !“
Noah sah nachdenklich seine Frau Haikal an bis er schließlich seine Wahl getroffen hatte und  weise aussprach: „Wir nehmen die Taube !“   

… sprach es und ein schillernder Regenbogen streckte sich majestätisch
über das Firmament.

Den Rest der Geschichte kennt jedes Kind. Vielleicht fragt Ihr Euch
jetzt, was die Geschichte mit Weihnachten zu tun hat: Weihnachten ist
das Fest der Liebe, der Hoffnung und des Vertrauens.  Noah vertraut ganz auf Gott und wählt das Schwache, Verletzbare, in der Hoffnung, dass Gott ihm gerade dadurch Hilfe zukommen lässt.  Denken wir an das zarte Jesuskind, welches in der Krippe in einem Stall zu Bethlehem die ganze Welt in Hoffnung und Liebe hüllt.

Andreas Goldschmidt ( Dez. 2017 )


Ein Tauben - Weihnachtstraum

Wie jedes Jahr an Weihnachten hatte ich den Geschenkeeinkauf bis auf
den letzten Drücker hinausgezögert. In der Einkaufspassage  wurde mir
unmissverständlich klar, dass ich nicht der Einzige war, der den Termin
für seine Besorgungen auf den Heiligabendmorgen gelegt hatte.
Menschenmassen wuselten durch die Stadt und die Blicke in den Gesich-tern waren alles andere als weihnachtlich gestimmt. Alles war voller Hetze und Betriebsamkeit – ich mit eingeschlossen. Als ich genervt und paketbeladen zu meinem Auto im Parkhaus eilte um dem Weihnachts-trubel möglichst schnell  zu entkommen, musste ich noch am  Zoohandel vorbei. Die Menschen standen Schlange an der Kasse und ich dachte an die armen Tiere, die heute Abend als Geschenk unter dem Weihnachtsbaum
landen würden und dann ein paar Wochen später im Tierheim mit hanebüchenen Ausreden abgegeben werden. „Schnell weg  hier!“ dachte ich nur. Niemals käme ich auf den Gedanken ein Lebewesen an Weihnachten unter den Tannenbaum zu legen. Ein paar Ecken weiter, kurz vor dem Parkhausautomaten, fiel mir in der Eile noch ein Geschenkpaket zu Boden. Als ich mich danach bückte um es aufzuheben, purzelten auch die anderen Pakete an meinen Einkaufstüten vorbei und verteilten sich bunt auf dem Asphalt. „Mist !“ brach es aus mir heraus und auf allen Vieren kriechend, sammelte ich, wie ein Riesenkrake mit seinen Tentakeln
suchend, meine Pakete wieder ein. Ein kleines Paket lag unmittelbar im
Halbdunkel unter einem Müllbehälter, über dem  ein Werbeplakat mit dem
Bild eines beflügelten, goldblond gelockten  Engels und der Aufschrift:
„Schenken Sie doch einmal anders …“ angebracht war. Rings herum lag alles voller Unrat. Als ich mich der Stelle näherte , entdeckte ich unter all dem Müll ein kleines befiedertes Etwas. „Nanu – eine  kleine Taube ?“ Sichtlich  irritiert von dem seltsamen Fund hätte ich beinahe as Päckchen  vergessen, welches fast genau neben der Taube lag. Sie fiepte zwei, dreimal und mir wurde klar, dass sie hier ohne meine Hilfe nicht überleben würde. Nach einer Weile schaute ich mich um, fasste mir ein Herz und hob die kleine Taube mit meinen Händen vorsichtig auf. Die
Wärme meiner Hände schien ihr gut zu tun. Wir schauten uns beide direkt in die Augen. Ab jetzt konnte ich nicht mehr anders. Ich beschloss die kleine Stadttaube mit nach Hause zu nehmen!

Die Lichter am festlich geschmückten Weihnachtsbaum leuchteten und
ließen das Wohnzimmer in weihnachtlichem Glanz erstrahlen. Die Geschenke für meine Lieben hatte ich schon unter den Baum gelegt. Aber an diesem Weihnachtsabend war da etwas anders als sonst. Direkt neben der Weihnachts-krippe mit dem Jesuskind, stand unter dem Weihnachtsbaum ein offener Schuhkarton, der dick mit Haushaltstüchern ausgelegt war. Darin saß eine  kleine Stadttaube zufrieden und träumte ihren Tauben - Weihnachtstraum. Ich musste schmunzelnd an den Engel auf dem Werbeplakat denken.

Die Geschichte ist schnell weitererzählt. Nachdem ich mich natürlich sofort an den nächsten Stadttaubenverein gewandt hatte, wo mir sogar eine nette Frau noch am Heilig‘ Abend telefonisch wertvolle Tipps zur Pflege und Aufzucht der Jungtaube gab, wurde aus der Kleinen in nur wenigen Wochen eine wunderschöne Stadttaube, die nach einem halben Jahr in einem der betreuten Taubenhäuser in unserer Stadt ihre Heimat fand und  dort nun ein glückliches Taubenleben führen darf. Apropos, ich habe meine Taube  „Jesse“ genannt.  Seitdem bin ich selbst einmal die Woche als ehrenamtlicher Betreuer am Taubenhaus und helfe dort. Dann besuche ich „Jesse“ - ein stolzer Täuber - und seine Taubenfrau und freue mich für die beiden, wenn sie verliebt und  turtelnd in ihrem Nistkasten sitzen und gemeinsam ihren Taubentraum träumen.
                       
Andreas Goldschmidt
Weihnachten 2015


"Bemerkt"


Aus dem Nichts kam eine Hand und eine Stimme,

die mir vertraut erschien, so dass auch ich vertrauen konnte
und mich behutsam näherte.
Das Alte war auf einmal nicht mehr da,
ich spürte es war nun vergangen.
Und etwas Neues, eine Art von Liebe,
kam wie ein Licht mir strahlend schön entgegen.
Ich fühlte mich behütet, trotzdem frei und voller Freude
auf mein neues Leben.

Andreas Goldschmidt

Willkommen Tolimann

Seinen Namen hat er vom Fußstern im Sternbild "Zentaur". Seine leiblichen Eltern haben ihn nicht willkommen geheißen, sondern ihn, als seine Behinderung offensichtlicher wurde, zunächst schlechter als seine Geschwisterchen gefüttert und dann, im Alter von ca. 5 Wochen, aus dem Nest geworfen. Glück im Unglück, konnte er da schon etwas mit den Flügeln flattern und so den Sturz abmildern.

 

Mit ca. 200g unterernährt, einem extremen Grätschbein rechts und einem von vergeblichen Aufstehversuchen und schiefem Liegen bereits verformten und bis auf den Fersenknochen aufgescheuerten linken Bein wurde er im Spätsommer 2017 im Innenhof einer Wirtschaft in Zentrum von Saarbrücken gefunden, zur Ersten Hilfe zu einer im Umkreis bekannten Vogel-Herz-Dame gebracht, und von dort aus zwecks Intensiv-Pflege zu mir ins Wohnmobil. Mehrere Tierärzte, darunter auch an der weltweit bekannten Spezialklinik, legten uns nahe, den Kleinen "gnadenvoll" umzubringen, weil er nicht lebensfähig sei - aber Tolimans Augen sagten: ICH WILL LEBEN!

Während noch Optionen abgecheckt und auf Termine gewartet wurde, versuchte ich, wenigstens das übel aussehende, über der Wunde ständig verkotete linke Bein zu lindern, ein schier chancenloses Unternehmen, weil ständig ein großer Teil des Körpergewichtes darauf lastete, ja das ganze Täubchen sich immer wieder auf der Ferse im Kreis drehte, hektisch mit den Flügeln schlagend im vergeblichen Bestreben aufzustehen und Kot abzusetzen.
Mehrmals in der Nacht stand ich auf, wenn das im rechten Winkel oder gar fast senkrecht in die Höhe hektisch zappelnde rechte Bein lautstark irgendwo gegen trommelte; ich versuchte, dem Kleinen beim Kot absetzen zu helfen, da er viel zu lange einhielt. Die "Therapie" bestand vor allem in der Druck-Entlastung mittels eines speziell für Toliman genähten Kissens sowie einer Mischung aus antibiotischer Salbe, nicht härtende Stoma-Paste, hochwertiger Narben-Salbe sowie Manuka-Honig. Damit er sich die x-mal am Tag aufgetragene Mixtur nicht gleich wieder abrieb, hielt ich ihn stundenlang im Arm oder auf dem Schoß, mit einer freien Hand meine Schreibtisch- und Haushalts-Arbeiten erledigend. Ich dachte, wenn ich ihn nur lange genug halte, muss das Druckgeschwür einfach irgendwann verheilen ... und tatsächlich: Nach mehreren Wochen fiel die Heil-Kruste ab, darunter kam rosige zarte, neue Haut zum Vorschein! Außerdem legte er gut an Gewicht zu.

Inzwischen hatten wir auch einen superkompetenten und dabei Mensch und Tierfreund gebliebenen Experten in Achern gefunden: Herrn Dr. Bürckle, der Toliman im September operierte: Das Knie wurde versteift, der Unterschenkel durchgesägt und neu ausgerichtet.
Vier Wochen lang trug Toliman ein mit den Knochen verschraubtes, für Laien abenteuerlich und fragil aussehendes Gestell am Bein, danach nochmal vier Wochen einen Stützverband mit aneinander gebundenen Füßen. Die Vollnarkosen und vier Tage stationären Aufenthalt hat er gut überstanden, der dünne Knochen ist nicht zersplittert, ebenso traten keine Entzündungen auf. Mit mehreren Zügen und Schienenersatz-Verkehrsbussen stellte ein Termin beim Tierarzt jeweils eine Tagesreise dar; ich trug den Kleinen, der bei Mitreisenden große Anteilnahme fand, weiterhin auf einem weichen Kissen herum, machte improvisierte "Physiotherapie" und ging jeden Tag mit ihm nach draußen.


Es war ein Bangen, Hoffen und Warten, doch das Resultat unseres gemeinsamen großen Wagnisses sprengte alle Erwartungen: Wer Toliman nicht kennt, könnte ihn fast für eine ganz normale Taube halten. Den meisten Personen fällt eher auf, dass er ein (bis auf eine einzelne weiße Feder, die unauffällig am Hinterteil versteckt ist) komplett schwarzes Gefieder hat. Wer genau hinschaut, erkennt natürlich leichte Deformationen an beiden Füßen, und insbesondere auf glattem Untergrund scharrt das "verrückte" rechte Bein auf der Stelle, so, wie es früher in der Luft herum gezappelt hat.

Aber: Er kann stehen, er kann laufen, nach dem Fliegen sicher landen (inzwischen ohne sichtbare Schmerzreaktion), und inzwischen ist er geschlechtsreif und praktiziert eifrig den typischen Balz-Schritt. Alle einstmals ineinander verschlungenen Zehen setzt er richtig auf, nachdem wir das immer wieder geübt haben. Draußen fliegt er mit und ohne Aviator, will aber immer nur auf meinen Arm und in unseren Wagen zurück, den er offenbar als seinen ganz privaten Taubenschlag betrachtet, in dem ich selbst nichts mehr zu vermelden habe.

Jeder, der Toliman "vorher" und "nachher" gesehen hat, sagt: Es ist ein Wunder!

Dabei hätte es für uns schon einen Erfolg dargestellt, wenn er die OP überlebt und hinterher wie auch immer schief hätte aufstehen können, schon aus Gründen der Reinlichkeit. Seine ersten über drei Lebensmonate durfte Toli nicht baden –  dafür macht er es jetzt alle drei Tage! Aufgrund der langen Rekonvaleszenz-Zeit und einer (inzwischen behobenen) Federbildungsstörung konnte Toliman nicht mehr in einen geschützten Schlag zu Artgenossen gesetzt werden und ist folglich auf Menschen geprägt. Gleichzeitig jault er nach Aufmerksamkeit und Weibchen, während unsere früher stundenlangen Kraulstunden immer weniger werden. Ich war schon darauf eingerichtet, ihn dauerhaft zu behalten, aber irgendwie scheint er damit auch nicht ganz glücklich zu sein. Ich hoffe sehr, dass eine Umsiedlung auf den LEBENSHOF gelingt.
 
Es wäre sehr wichtig, dass in der Anfangszeit darauf geachtet wird, ob er Futter und Wasser findet, und sich mit den Artgenossen verträgt. Leider ist er für eine Taube ausgesprochen ungierig und mit 320g Endgewicht recht zierlich. Mehr zu erzählen gäbe es, sprengt aber den Rahmen dieses Berichtes. Vielleicht schreibe ich ja doch einmal ein Buch über unsere Tauben-Geschichten?

Auf ein Wort noch: Nicht die direkte OP, aber alle Kosten drumherum inkl. Laborwerte, Aufbaupräparate & Co., betrugen zusammen über 1.000 Euro, wovon 300 € Freunde übernahmen. Deswegen wurde ich, sogar von einem Tierarzt, fast regelrecht angepöbelt: Mit dem Geld könne man doch etwas Sinnvolleres tun als eine einzelne Straßentaube mit unsicherer Prognose operieren zu lassen ...!

Aber wer ist hier Herr über Leben und Tod?

Toliman war nun einmal bei mir gelandet und schaute mich aus großen schwarzen Augen an! Wer würde sich anmaßen, zu kritisieren, wenn hierzulande per Intensiv-Medizin ein Frühgeborenes oder ein uralter Mensch (oder ein Unfallopfer mit Krüppel-Prognose) für vielleicht 1000 Euro am Tag am Leben erhalten wird, während man in Afrika angeblich für 50 Euro einem blinden Kind die Sehkraft zurück geben oder für 100 Euro vielen Menschen etwas zu essen geben könnte?  Andererseits: Würde ich für mehrere 1000 Euro in den Urlaub fahren, eine teure Sportausrüstung, eine Lederjacke, einen Flachbildschirm oder stets das neueste Smartphone kaufen, würde niemand sagen: Das Geld kannst du doch besser woanders zum Wohl der Welt einsetzen!

Faktum ist: Das Geld für Toliman u.ä. Fälle wird nicht von meinem Einsatz für andere Tiere oder der Welthungerhilfe abgezogen, sondern von meinem privaten Essens- und Heizgeld! Letzteres ist, da meine diversen Jobs meist wenig oder gar nicht entlohnt werden, ohnehin knapp, so dass Toli und ich diesen Winter kaum 6 Wochen heizen konnten und z.T. bei Kühlschrank- (gefühlt Gefriertruhen-) Temperaturen beim Licht einer batteriebetriebenen Stirnlampe saßen, zumal noch andere Finanzkrisen hinzu kamen. Was wäre, wenn diese Geschichte Teil eines Hobbys oder meiner privaten Grundlagenforschung wäre?

Ich weiß, vor Gott zählen nicht Quantitäten, sondern dass das, was man macht, von ganzem Herzen und ohne Berechnung vollzieht; alles andere wäre im Geiste eines Judas'! Faktum ist auch: Für fast alle Arten menschlicher und auch vieler tierischer Bedürftigen gibt es bereits Hilfsorganisationen und wohltätige Einzelpersonen. Dem Toliman hätte niemand geholfen, doch ich hatte nun mal, wie auch immer herausfordernd, die Möglichkeit dazu. Hinzu kam, dass mir ein Jahr zuvor ein junges Tauben-Mädchen, "Denebola", mit einer identischen Fehlbildung gestorben war, bevor sie operiert werden konnte. Toliman kam mir vor wie vom Schicksal gesendet. Wer mag sich hier zum großen Beurteiler, zum Richter aufspielen?
Gerade kommt mir ein guter Arbeitstitel für o.g. Buch in den Sinn: " ... Den Geringsten (Seiner) meiner Brüder – oder: Tauben sind zum Küssen da!"

Susanne Fajiron Schäfer, April 2018, Bad Kreuznach

Auf der Flucht

Die Kälte forderte die ersten Opfer.

Der kleine Ludwig wurde am 28. Februar gegen Mittag gefunden. Ausgehungert und völlig unterkühlt. Alle Versuche Lu zu retten sind gescheitert, er schlief ganz ruhig ein.

Unsere Pflegestelle und seine Finderin sind sehr traurig. Wir geben allen Tieren einen Namen, denn es sind Lebewesen und keine Dinge...

Komm gut rüber kleiner Lu.
Kommt alle gut durch die Kälte und denkt an die Tiere da draußen.

 

Tarkus, der Tapfere

Tarkus, der niemals aufgibt

 

Tarkus kam im Frühjahr 2014 mit fast abgetrenntem Kopf über unsere Tierärztin zu uns. Wie er zu der Verletzung kam, ist bis heute unklar. Nach sechs Monaten wollten wir ihm die Freiheit wieder geben, und er stürzte an diesem Tag von einem Standventilator aufgrund des ersten Schlaganfalls. Durch diesen Schlaganfall hatte er ein trübes Auge, welches sich allerdings wieder klärte.

 

2015 hatte er einen Luftsackriss, wodurch er nicht mehr selbständig Futter aufnehmen konnte, da er den Kopf nicht mehr nach unten bekam, sosehr er sich auch anstrengte. Wir hielten ihm alles an Futter und Wasser höher und bauten sogar extra eine Vorrichtung, damit er selbständig bleiben sollte, aber er verstand es einfach nicht. Hinzu kam, dass er währenddessen den 2. Schlaganfall erlitt und dies war der Grund, dass er nun absolut nicht mehr alleine fressen und trinken konnte, weshalb wir ihn per Kropf zwangsernähren mussten. Nun hat er ein vergrößertes Auge und hält deswegen den Kopf schief, damit er mit seinem gesunden Auge sehen kann. Ob und wie viel er auf dem vergrößerten Auge sieht, ist unklar. Durch seinen schiefen Kopf denken viele, dass Tarkus Paramyxovirose (PMV) hat. Schlaganfall bei Tauben ist anscheinend nicht so bekannt wie bei Menschen.

 

Unser Alltag: Tarkus bekommt morgens erst mal Wasser angeboten und anschließend wird er in seinen Käfig gesetzt. Dort soll er dann Frühstücken und sich selbst beschäftigen. In seinem Käfig muss er auch bleiben, wenn niemand von uns zu Hause ist, da er durch seine Symptomatik nur unkontrolliert rückwärts fliegen kann und Gefahr läuft, sich zu verletzen, wenn er z.B. gegen Möbel oder Türen fliegt. Das Essen/Trinken dauert bei ihm länger als bei anderen Artgenossen und kostet ihn einiges an Konzentration. Genauso auch das tägliche Putzen, wobei wir ihm an vielen, für ihn unzugängliche Stellen, helfen müssen. Z.B. im Genick, entlang der Narbe. Trinken kann Tarkus während unserer Abwesenheit an seinem Zimmerbrunnen, welchen wir ihm extra ausgesucht haben, nachdem er uns fast in einer Wasserschüssel ertrunken ist. Außerdem bieten wir ihm ständig ein Schnapsglas an, was er zum Trinken sehr gut annimmt. Tarkus hat mit der Zeit auch gelernt, wie er uns anzeigt, was er will/braucht. Ist er bei uns draußen, dann steckt er seinen Schnabel zwischen zwei unserer Finger und wir wissen, er hat Durst. Will er baden, dann tut er das gleiche, bespritzt uns allerdings mit dem Wasser, welches wir ihm im Schnapsglas anbieten. Wenn er trinkt und sein Durst gelöscht ist, dann müssen wir ihm, teilweise wie bei einem Kleinkind, den Kopf gerade halten, Schnabel abwischen und über die Brust streicheln, da das Wasser in seine Nase läuft und er zu husten und niesen beginnt, da unmittelbar danach der Kopf wieder schief hängt. Hierdurch besteht die Gefahr der Aspiration.

 

Verlassen wir das Zimmer, müssen wir ihn entweder in den Käfig setzen oder mitnehmen. Alleine in einem Zimmer bleiben will er nicht. Dann kommt wieder der "Hubschrauber im Sturzflug" aus ihm heraus. Aber wenn er weiß, dass wir die Wohnung verlassen, bleibt er ruhig und entspannt in seinem Bett. Vorausgesetzt, wir verabschieden ihn und er hört die Wohnungstür. Für ihn ist alleine sein in einem Zimmer purer Stress, wenn er weiß, dass wir zu Hause sind und er nicht in seinem Käfig ist. Durch rufen und mit ihm reden koordinieren wir ihn durch die Wohnung und halten sein Stresslevel niedrig; besser ist allerdings Blickkontakt. Genauso stressig ist es für ihn, wenn wir etwas in seinen gewohnten Weg durch die Wohnung stellen. Tarkus findet sich dann sehr schwer zurecht, worauf er mit "sich drehen" und seinen "Panikflügen" reagiert. Aus diesem Grund haben wir mittlerweile in allen Zimmern ein Bett oder eine Transportbox für ihn stehen. Wenn es ihm im Wohnzimmer zu viel wird, dann sucht er sich ein Zimmer aus und legt sich in eines der Betten. Auch, wenn er sich nicht mehr zu Recht findet, dann hat er überall in der Wohnung einen Platz zum Ausruhen. Tarkus wird zu unseren Mahlzeiten in den Käfig gesetzt, da er sich angewöhnt hat, wenn wir essen, isst auch er.

Abends kommt Tarkus mit ins Schlafzimmer. Dort steht neben dem Bett eine Transportbox, in der er die Nacht verbringt. Durch seine speziellen Bedürfnisse haben wir ihn so stets und ständig im Ohr, wenn er anfängt zu flattern und können ihn umgehend beruhigen. Allerdings besteht er hier, wie auch über den ganzen Tag verteilt, auf seine Streichel- bzw. Schmuseeinheiten. Solange er diese nicht hat, wird auch unsererseits niemand zur Ruhe kommen.

 

Sein Käfig hat eine Bodenfläche von 1,5m² und ist "nur" ca. 50cm hoch. Dadurch ist weitestgehend das Risiko minimiert, dass er sich bei diversen Aktionen verletzt. Natürlich hat Tarkus auch den Drang, Nester zu bauen. Anfangs nahm er den Meerschweinchen das Heu aus dem Käfig und baute auf dem Fernsehschrank. Mittlerweile nehmen wir Bastelpappe und mit Hilfe des Aktenvernichters werden sie in Streifen geschreddert, welche nun im Käfig verbaut werden, auch wenn kein Weibchen an seiner Seite ist. Artgenossen, die momentan immer wieder bei uns zum Päppeln ankommen, die mag er gar nicht. Tarkus ist sehr eifersüchtig, wenn er sieht, wie wir uns um sie kümmern, obwohl er in dieser Zeit absolut nicht zurückstecken muss. Er hat anscheinend mit der Zeit vergessen, dass er eine Taube ist. Wenn es nach ihm ginge, käme hier nix mehr an Tieren rein, nur Menschen, denn diese wollen ihn immer kuscheln, was ihm sehr gefällt.

(Tina Vogel und Timo Pasenau von den Stadttauben Saarbrücken)

 

 

 

Luwis

Wie alles begann...

 

Auf dem Weg zur Arbeit sah ich jeden morgen eine kleine, stark humpelte Taube. Eines ihrer Füßchen war verschnürt, sie ist wohl irgendwann in einem Netz hängen geblieben und beim Versuch sich zu befreien, hatte sich ein Teil des Netzes in ihrem Füßchen verwickelt. Sie kam jeden Tag zu gleichen Zeit und suchte nach Futter. Vier Monate lang legte ich immer wieder Sonnenblumenkerne für sie hin und lockte sie so immer näher zu meinem Laden. Sie vertraute mir nun auch, aber nach ein paar erfolglosen Fangversuchen kam sie tagelang nicht mehr.

 

Was freute ich mich, als sie eines Tages wieder da war, denn ihr Füßchen sah wirklich schlimm aus, es fing schon an abzusterben. Was musste die kleine Maus für Schmerzen haben…

 

Und eines Tages saß sie vor meiner Tür. Mein Herz hüpfte vor Freude. Ich wusste,  jetzt oder nie. Und tatsächlich konnte ich sie endlich sichern (einfangen). Meine wochenlange Geduld hatte sich gelohnt.

 

Ich taufte sie Luwis und fuhr unmittelbar nach dem Sichern zu Dr. Bürkle nach Aachern (Vogelspezialist) – der Fuß sah wirklich schlimm aus. Durch meine freiwillige Arbeit bei den Stadttauben hatte ich einige Erfahrung und wusste, was zu tun ist.

 

Drei OP's mussten gemacht werden und bis auf eine waren alle Zehen abgestorben. Luwis lebte über ein Jahr bei uns, musste regelmäßig mit Medikamenten versorgt werden. Für uns war klar: Luwis bleibt! Sie muss nie mehr Hungern, keiner wird ihr je wieder Schmerzen zufügen. Als sie komplett gesund war, zog sie in eine große Voliere in den Garten um und lebt jetzt dort mit ihrem Partner. So begann mein Leben mit „eigenen“ Tauben, Tauben, die ich rettete und bei mir aufnahm, wenn sie nicht mehr in die Freiheit entlassen werden konnten. Tauben sind so liebenswerte Tiere!!!

 

(S. Woll)

 

 

 

 

 

Das Nielsje

 

Nielsje ist eigentlich ein Mädel, aber der Name passt super. Sie wurde per Hand aufgezogen... wurde lästig und im Schlag abgegeben.

 

Ein "Haustier" in der Stadt.

 

Sie fiel auf, weil sie sehr zutraulich war und auf die Schulter flog. Im Schlag kam sie mit "Artgenossen" nicht zurecht. Jetzt wohnt sie mit ihrem Fred bei Sabine Woll im betreuten Schlag im Garten. In der Stadt hätte Nielsje keine Chance, ist an dieses Leben nicht gewöhnt und würde elendig verhungern oder ihr würde durch ihre Zutraulichkeit Schlimmes zustoßen.

 

So traurig und wahr!

Wir sehen diese tollen Tiere.

Wir kämpfen für Euch.
Kein Lebewesen spaltet die Gemüter wie ihr.
Für die einen "Ungeziefer", andere lassen euch für den "Frieden" fliegen.
Für uns seid ihr liebevolle, schöne Lebewesen die ein schönes Leben verdienen.
Habt einen schönen Tag!
Denkt daran wenn ihr eine Taube seht...
Sabine Woll

 

Von Brigitte Oetl

"Wir sind Mitglied im Deutschen Tierschutzbund, Landesverband Saarland e.V."

Besuchen Sie uns

auf Facebook:

Mit Ihrem Einkauf kostenlos helfen:

Auszeichnungen und Nominierungen:

Deutscher Tierschutzpreis 2018

Helga Ehretsmann von PETA zur "Heldin für Tiere" gekürt.

Saarland zum Selbermachen", wir sind Gewinner 2017

Heinz Merkel Plakette 2017

Saarländische Ehrenamtsnadel - wir sind Preisträger 2016

Wir sind nominiert für den Deutschen Engagementpreis 2015

"Saarland zum Selbermachen", wir sind Gewinner 2015

Wir waren "Saarlands Beste" im September 2013

Besucherzaehler